Samstagserfahrung
2. Februar 2008
Heute wollte ich mal was Neues machen. Nicht, wie so oft an einem Samstag, mich mit der Samstagausgabe der Berliner Zeitung aus meinem Briefkasten, meinem MacBook und einem Latte Macchiato ins Café Luzia in der Oranienstraße setzen, um dort in aller Ruhe meine Presseschau zu erledigen. Sondern mich mit Berliner Zeitung und MacBook in ein anderes Café hocken. Zum Beispiel in Mitte. Wenn ich schon in Mitte wohne. Zuerst hab ich ein paar Ecken in meinem Stadtteil besichtigt, die sich in den letzten Monaten verändert haben oder sich in den nächsten Monaten verändern werden. Wie immer alles für meine Berlin-Homepage mit der Kamera dokumentiert. Ausgrabungen am Petriplatz, Museumsinsel, Kupfergraben, Palast-Abriss, Brunnenbau hinter der Bauakademie-Attrappe, Hackescher Markt. Es ist enorm, was auf so kleiner Fläche passiert. Und dabei hat man nach zwanzig Jahren Berlin doch schon das Gefühl, es stehe eh fast kaum noch ein Stein dort, wo er vor zwanzig Jahren stand. Jut. Wo ich schon mal dort war, hielt ich also rund um den Hackeschen Markt Ausschau nach einem Café, in dem ich mich niederlassen wollte. Die Gegend durchfahre ich ja mehrmals wöchentlich flott mit dem Rad. Heute eher gemütliches Dahingleiten und Augenoffenhalten. Ein Modeladen neben dem anderen. Nicht, dass es für mich eine große Überraschung war. Aber dies an einem Samstagnachmittag zu sehen, war doch etwas erschreckend. Lauter unsympathisch wirkende Neu-Mitte-Bewohner. Vermutlich Ex-Hamburger, Ex-Düsseldorfer, Ex-Münchener. Sorry, Herr F. aus D. Sorry, Herr H. aus H. (Münchener kenne ich keine.) Aber ihr wisst ja, warum ihr immer so gerne nach Berlin kommt. Also: Konsumterror, nur des Konsums willen. Entsprechend natürlich auch die drei bis fünf gastronomische Einrichtungen zwischen den Modeläden. Da dacht ich mir, fahr ich doch wieder in die Oranienstraße, dorthin, wo es mir auch schon beim ersten Besuch in der Stadt 1984 am besten gefiel. Café Luzia: Rappelvoll. Und zwar rappelvoll mit Rauchern. Die Nichtraucherhälfte des Lokals ist keine Nichtraucherhälfte mehr. Äh. War da nicht was mit einem neuen Gesetz? Naja, ich musste kurz entscheiden. Ist es mir wichtig, unter Leuten zu sitzen und ein bisschen Leute gucken zu können oder ist es mir wichtig, keine Kopfschmerzen zu bekommen? Kopfschmerzen bekomme ich nämlich immer dann, wenn vor meiner ersten richtigen Mahlzeit des Tages (was nicht mein üppiges Frühstück ist) um mich herum geraucht wird. Die 20 Sekunden Nachdenken reichten schon für leichten Drücken auf der Stirn. Also wieder raus. Ich wollte dann nach Schöneberg fahren. Dann kam Hagel von oben. Auf dem Fahrrad nicht wirklich lustig, wenn man 20 Minuten Weg vor sich hat. Also sitze ich jetzt wieder zu Hause. Toller Samstagsauflug. Wäre ich doch nach Polen gefahren. Das mach ich dann nächstes Wochenende, wenn das Wetter einigermaßen okay ist. Zwei Stunden mit dem Zug und ich kann mir Veränderungen in Stettin anschauen oder das erste Mal so richtig Landsberg an der Warthe bestaunen.
02 Feb 2008 Achim Bodewig
Und das schreibt ein Ex-Schwabe. Aber immerhin hat Berlin ja die größte schwäbische Gemeinde außerhalb Schwabens …
Herr Frank
Herr Frank, wie Sie wissen, bin ich kein Ex-Schwabe. Ich kann ja nicht mal schwäbisch sprechen. Ich bin Westpreuße! Jestem Sopocianin! *g*
Sie mögen mir verzeihen, Herr Bodewig. Aber während meiner Schulzeit gab es das Fach Heimatkunde bereits nicht mehr. Mea culpa maxima!
Soso, also eine Jungvertriebene und dabei habe ich Dich garnicht mit blonder Zopffrisur und Tracht auf dem letzten Vertriebenentag gesehen!
(ich bin nämlich jungvertriebener Ostpreuße).
Aber mal im Ernst: es zählt doch immer noch die eigene Geburtsstätte und nicht die der Eltern oder Großeltern, oder?
das herz zählt, herr h. – alleine das herz zählt. und nach dem herzen bin ich in erster linie berliner. und dann westpreuße. auch ohne blonde zopffrisur. obwohl mir die bestimmt gut stünde … *g*
(bevor das jetzt irgendwer missversteht: ich bin kein schlesien-bleibt-unser-depp. ich liebe einfach die gegend, aus der meine großmutter stammt. kein fleck auf der erde wie der strand von zoppot treibt mir immer wieder die tränen in die augen. und zoppot darf gerne sopot bleiben.)